Mitarbeiter und Vorsorge

Mit Bescheidenheit zum Erfolgsprodukt

Bilder: David Schweizer
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Die puralpina AG aus Frutigen stellt seit 30 Jahren Salben und andere Pflegeprodukte unter anderem aus Murmeltierfett her. Trotz schlechter Vorzeichen entwickelte sich die Firma nach den ersten Testversuchen im eigenen Stall über die Jahre hinweg zum innovativen Familienbetrieb mit internationalen Abnehmern.

 

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    Meine Firma

    Originaltext erschienen in «Meine Firma», dem KMU-Magazin der AXA Schweiz.

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Normalerweise ist hier mehr los», erklärt die Verkäuferin des puralpina-Shops, der an einer Hauptstrasse zwischen Frutigen und Kandersteg liegt. Tatsächlich lockt die Gegend insbesondere an sonnigen Tagen unzählige in- und ausländische Touristen an, sei es im Winter nach Adelboden zum Skifahren oder im Sommer für einen Sprung in den frischen Oeschinensee. Die Region rund um den Firmensitz der puralpina AG im Berner Oberland lebt denn auch zu bedeutenden Teilen vom Geschäft mit den Reisenden.

Sprung ins Ungewisse

«In Frutigen selbst ist der Tourismus weniger wichtig als in Adelboden, hier arbeiten auch viele im Gewerbe wie beispielsweise in der Hydraulikindustrie », präzisiert Silvan Schmid. Gemeinsam mit seinem Bruder Reto ist er Co-Inhaber der puralpina AG, die ihr Vater vor genau dreissig Jahren – damals noch unter anderem Namen – gegründet hat. «Murmeli», wie Andreas Schmid von allen genannt wird, war vor seiner Selbständigkeit in ebendieser Hydraulikbranche tätig und für ein dreissigköpfiges Team verantwortlich. Seinen Spitznamen hat er dem Umstand zu verdanken, dass er das Fett des gleichnamigen Nagers aufgrund des natürlich darin vorkommenden Kortisons gerne als Grundlage für seine Murmeli-Kräutersalbe verwendete.

Als er dann eines Tages den Tipp bekam, das Murmeltierfett sei mit Heilkräutern angereichert noch wirksamer, sah er darin eine potenzielle Geschäftsidee. Obwohl er von Pharmazie und dergleichen nicht wirklich eine Ahnung hatte, verfolgte er – zuerst als Hobby – die Entwicklung und den Vertrieb seiner Murmeltiersalbe weiter. Mutig, aber nicht unbedingt zur Freude seiner Ehefrau, entschied er sich Ende der 1990er-Jahre, seinen sicheren Arbeitsplatz aufzugeben und sich mit seinem Naturprodukt selbständig zu machen.

Harter Kopf

Obschon ihm von Beginn weg davon abgeraten wurde, verzichtete Murmeli von Anfang an beharrlich auf jegliche Art von künstlichen Konservierungsmitteln in seinen Produkten. Denn auch wenn es die Produktion erleichtert hätte, waren ihm persönliche Werte wie Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit wichtiger. Entsprechend fügte er den Salben weitere Tierfette zu, um das flüssige Murmeltierfett etwas zu festigen. «In seinem Umfeld hat niemand wirklich an seinen Erfolg geglaubt – lokale Naturprodukte wurden damals weniger nachgefragt –, und unsere Mutter machte sich Sorgen um unsere Existenz», erinnert sich Silvan Schmid an die Anfänge von puralpina zurück. Er selbst war damals noch ein Teenager und sah seine Interessen durch den gewagten Schritt seines Vaters nicht wirklich tangiert.

Bemerkbar machte sich aber allemal, dass das Wohnhaus der Familie fortan zum Arbeitsplatz umfunktioniert und es alsbald stetig enger wurde. Mit der Jahrtausendwende machte sich nämlich auch ein Umdenken in der Bevölkerung bemerkbar: «Plötzlich interessierten sich die Leute für Swissness, Natur und Nachhaltigkeit. Das hat dem Betrieb des Vaters enormen Auftrieb verliehen.» Tatsächlich liess sich die abrupt ansteigende Nachfrage zu den Anfängen kaum vorhersagen,  bestätigte aber den eisernen Durchhaltewillen von Andreas Schmid. «Ich hatte halt schon immer einen harten Kopf», so der Patron knapp und lacht. 

Mit dem 2016 neu eröffneten Hauptstandort der puralpina AG ging für die Familie ein kleiner Traum in Erfüllung.

Es ist unter anderem diese Sturheit, etwas zu wagen und an seiner Idee unentwegt festzuhalten, die Silvan Schmid an seinem Vater bewundert. Trotzdem war der Schritt, selbst in das Unternehmen einzusteigen, nicht von Anfang an so geplant: «Mein Vater hatte zu keinem Zeitpunkt den Anspruch an mich oder meine Brüder, das Unternehmen einmal zu übernehmen.» Den drei Brüdern wurde freie Hand gelassen in der Planung ihrer Zukunft. «Das hätte sicher nicht geholfen, wenn wir zur Weiterführung gedrängt worden wären», ist er heute sicher. Der Entscheid kam für ihn denn auch eher spontan und zu einem Zeitpunkt, da die Firma noch nicht etabliert war. Das brachte jedoch andere Vorteile mit sich: «Vater war unendlich glücklich, dass wir in den Betrieb eingestiegen sind, und begegnete uns somit auch mit grosser Offenheit, was die Ausgestaltung unserer Arbeit anging.»

Traditionswerte und Innovation

Dem Erfolg entgegengekommen ist für ihn rückblickend nicht zuletzt der Umstand, dass das Familienunternehmen eben noch kein Selbstläufer war. «Ich hatte nichts zu verlieren. Hätte es nicht geklappt, hätte ich mir einfach wieder eine Anstellung gesucht. Diese Lockerheit war bei der gemeinsamen Arbeit und Etablierung des Geschäfts hilfreich.» Über die Jahre stieg mit dem Umsatz aber auch die Verantwortung – heute arbeiten in der Schweiz 25 Personen an drei verschiedenen Standorten, und die Nachfrage nach ihren Produkten ist hoch. Sich zurückzulehnen, ist für Silvan Schmid denn auch keine Option – im Gegenteil: «Zukünftige Trends sind nicht absehbar, deswegen tüfteln wir stets an neuen Ideen und versuchen, uns so breiter abzustützen und unser Sortiment stetig weiterzuentwickeln.» Nebst der Murmeltiersalbe führt puralpina darum mittlerweile auch viele weitere – und auch vegetarische – Produkte wie beispielsweise Naturkosmetik für Hände, Füsse, Lippen und seit neuestem auch eine Deo-Creme.

Trotz Innovationsdrang ist sich Silvan Schmid durchaus bewusst, dass der Erfolg des Familienbetriebs zu grossen Teilen auf den entschiedenen Wertvorstellungen seines Vaters beruht. Dazu gehört für ihn zugleich der Platz in einem Nischenmarkt, in dem er die erarbeiteten Freiheiten leben und diese Werte auch künftig beibehalten kann – mehr noch als finanzielles Wachstum. Dass dies einfacher gesagt als getan ist, zeigte eine Episode kurz vor der Coronapandemie: Chinesische Touristen hatten seine Salben entdeckt und in den Shops sowie den weiteren Vertriebspartnern gleich hundertfach zugegriffen. Zudem waren die Produkte in den Duty-free-Shops an den Flughäfen verfügbar und dort gleichermassen rasch verkauft. Schmid kam mit der Herstellung kaum hinterher und musste teils auf alternative Ausgangsstoffe zurückgreifen – bis der Ansturm mit dem Beginn der Pandemie auf einen Schlag vorbei war. Den verpassten Wachstumschancen trauert Silvan Schmid nicht nach. puralpina hat mit Innovationen auf die Situation reagiert, sich auf die Grundwerte des Familienbetriebs besinnt und die Zeit genutzt, um sich weiterzuentwickeln. Denn ohne ihre für Berner Oberländer stereotype Sturheit und Bescheidenheit wäre das in den letzten dreissig Jahren Erreichte wohl nur schwer vorstellbar gewesen.

Die Firma

Seit 1992 stellt die puralpina AG mit Sitz in Frutigen Murmeltiersalbe und Naturkosmetikprodukte her. In der Schweiz beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeitende an drei Standorten und ist zudem in Deutschland mit einem Shop vertreten.

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