Zahlen der AXA zeigen eine Häufung der Unwetterschäden über die letzten drei Jahre. Von einem Trend zu sprechen wäre zu früh, doch Gewitter treten heute kurzfristiger auf als früher und ihre Intensität hat zugenommen. Gleichzeitig wirken sich Präventionsmassnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden positiv auf das Schadenausmass aus.
Als grösste Allbranchen-Versicherung der Schweiz hat die AXA umfassende Daten darüber, wo, wann und in welchem Ausmass in den vergangenen Jahren Schäden durch Unwetter entstanden sind. Die Statistik der letzten 25 Jahre zeigt, dass 2021 sowohl bezüglich Anzahl Schadenfälle als auch bezüglich Kosten ein absolutes Ausnahmejahr war. Aber auch 1999, 2000, 2004, 2009, 2012, 2013, 2022 und 2023 gab es sehr viele Schäden, währenddem 2014 bis 2020 eher ruhige Jahre waren (siehe Grafik 1). Ein ähnliches Bild präsentiert sich bei den Schadenkosten (siehe Grafik 2), wobei der Durchschnittsschaden der AXA 2005 und 2017 aussergewöhnlich hoch ausfiel. Dies ist 2005 auf das Alpenhochwasser zurückzuführen, das für grossflächige Überschwemmungen sorgte, 2017 auf mehrere Grossschäden infolge regionalem Starkregen.
«Wir stellen in den letzten drei Jahren eine Häufung fest. Dies ist jedoch ein zu kurzer Zeitraum, um von einem Trend zu sprechen. Unwetterschäden sind sehr volatil», sagt Stefan Müller, Leiter Schaden Sachversicherungen bei der AXA. «Unsere Erfahrungen zeigen aber, dass Unwetter heute kurzfristiger auftreten als früher und ihre Intensität deutlich zugenommen hat: extrem kräftige Windböen, mehr Starkregen, öfters grosse Hagelkörner – und das alles teilweise lokal und kleinräumig.» Dadurch sind neue Gefahren entstanden. Zum Beispiel kann Starkregen in dicht besiedelten Gebieten Strassen in gefährliche Flüsse verwandeln sowie Tiefgaragen regelrecht fluten. Dies spiegelt sich nur teilweise in der Statistik, da Bund, Kantone und Gemeinden parallel dazu vermehrt in Schutzmassnahmen investiert haben. Hochwasser-Entlastungsstollen, Rückhaltebecken, Dammerhöhungen oder die nationale Hochwasser-Gefahrenkarte machen sich bezahlt.
Nicht alle Regionen im Land sind dem gleichen Risiko ausgesetzt. Die Schadenstatistik der AXA zeigt ein klares Bild, wo welche Schadenart am häufigsten auftrat. Sowohl bei der Anzahl Fälle als auch beim Kostenaufwand machen Hagelschäden an Autos den grössten Anteil der Unwetterschäden aus. In den letzten zwanzig Jahren waren besonders die Kantone Jura, Tessin und Neuenburg, aber auch Nidwalden, Obwalden, Luzern, Schwyz und Bern betroffen. «Insbesondere grössere Hagelereignisse, welche in kurzer Zeit sehr viele Autos beschädigen, können ein wesentlicher Treiber der Schadenbilanz sein», sagt Patrick Villiger, Leiter Schaden Motorfahrzeuge bei der AXA. Kaum Hagelschäden gab es hingegen in den Kantonen Schaffhausen, Genf, Graubünden, Glarus und Thurgau.
Pro versicherte Haushalte gab es in den letzten zehn Jahren am meisten Überschwemmungsschäden im Kanton Schwyz, gefolgt von den Kantonen Solothurn, Thurgau und Luzern. Wobei festzuhalten ist, dass jeweils einzelne Ereignisse stark ins Gewicht fielen. Die Kantone Waadt, Graubünden, Basel-Land und Uri blieben in den letzten zehn Jahren von Überschwemmungen mehrheitlich verschont.
Bei den Schäden durch Blitzschlag führt ein Kanton die Statistik deutlich an: Im Tessin war in den letzten zehn Jahren das Risiko für Schäden durch Blitzschlag siebenmal grösser als im Rest der Schweiz. Jedes Jahr zählt die AXA in diesem Kanton mehrere hundert Schäden an Hausrat. Im Vergleich zu Basel-Land, Waadt und Genf war das Risiko gar 25-mal grösser. Der Grund ist nachvollziehbar: Wenn feuchtwarme Mittelmeerluft an die Alpenkette gedrückt wird, entstehen Gewitterwolken mit starken Auf- und Abwinden und hoher elektrischer Spannung. Diese entlädt sich in Blitzen.
Beachtet man einige Vorsichtsmassnahmen, kann man die Gefahr von Unwetterschäden an seinem Eigentum minimieren. Bei instabiler Wetterlage warnen Apps mit Push-Nachrichten schnell und standortgenau. Ist ein Sturm mit starkem Wind angesagt, sollte man mobile Gegenstände wie beispielsweise Grill und Gartenstühle befestigen oder wegräumen und Sonnenstoren hochziehen. Bei Starkregen sind darüber hinaus Wasserabläufe freizuhalten und Fenster zu schliessen. Besteht die Gefahr, dass Wasser ins Gebäude dringt, sollten feuchtigkeitsempfindliche und wertvolle Gegenstände in die Höhe gestellt werden. Bei Hagel sind Fahrzeuge unterzustellen und Rollläden hochzuziehen. Denn was viele nicht wissen: «Hagel kann Scheiben nichts anhaben, den Rollläden jedoch sehr wohl», erklärt Stefan Müller.
Je nach beschädigtem Objekt kommen verschiedene Versicherungen zum Tragen. Unwetterschäden am Mobiliar und der Einrichtung sind zum Neuwert über die Hausratversicherung gedeckt. Für Schäden an Fahrzeugen kommt die Teilkaskoversicherung auf. Und bei Gebäudeschäden ist die Gebäudeversicherung zuständig, die in den meisten Regionen über den Kanton läuft.