Das Smartphone – ständiger Begleiter und oft im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Auch beim Autofahren. Welche Risiken das Handy am Steuer mit sich bringt, ist vielen zu wenig bewusst.
Das Multitalent «Handy» vereinigt in sich unzählige nützliche Gadgets, die wir nun immer dabeihaben. Das verleitet uns zum Multitasking: nur kurz eine Nachricht schreiben, einen Termin eintragen, eine Bestellung absenden. Ganz nebenbei. Besonders jüngere Menschen nutzen das Handy oft auch am Steuer – nicht nur zum Telefonieren.
Die meisten Verkehrsunfälle werden durch Ablenkung verursacht. Und Ablenkung gab es schon vor dem Handy. Doch mit der Verbreitung des Smartphones hat die Unaufmerksamkeit im Strassenverkehr eine beunruhigende Dimension angenommen.
Ein unerwartetes Bremsmanöver vom Vordermann, ein Gegenstand auf der Strasse, ein Reh: Der kurze Blick aufs Handy genügt, um Entscheidendes zu übersehen. In ein bis zwei Sekunden legt Ihr Auto nämlich eine beachtliche Strecke zurück, die Sie – während Sie auf Ihr Handy schauen – gewissermassen «blind» fahren. Wenn Sie Pech haben, finden Sie danach eine völlig neue Situation vor. Und es verstreicht eine weitere wertvolle Sekunde Reaktionszeit, bis Sie anfangen zu bremsen und auszuweichen.
Sehen, hören, riechen, schmecken, tasten: Mit vielen Reizen auf einmal ist das menschliche Gehirn rasch überfordert. Daher vervielfacht sich das Unfallrisiko mit jeder (zusätzlichen) Ablenkung. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU hat untersucht, welche Tätigkeiten die Fahrsicherheit am stärksten gefährden. Spitzenreiter ist dabei das Greifen nach Gegenständen gefolgt von der Handynutzung und dem Bedienen anderer elektronischer Geräte wie Radio oder Navi.
Sie sind auf der Autobahn unterwegs. Vor Ihnen fährt jemand auffallend unsicher und kann kaum die Spur halten. Ein Seitenblick beim Überholen bestätigt es: Die Lenkerin ist mit ihrem Handy beschäftigt. Versuche im Fahrsimulator zeigen, dass Handynutzung am Steuer vergleichbar ist mit alkoholisiertem Fahren: Eine Textnachricht zu tippen, beeinträchtigt die Fahrfähigkeit etwa so stark wie das Trinken von zwei bis drei Glas Wein (1,1 Promille).
Wer sich beim Autofahren ablenken lässt, handelt nicht nur unverantwortlich, sondern riskiert auch ein juristisches Nachspiel. Autofahrerinnen und Autofahrer sind per Gesetz zu voller Aufmerksamkeit verpflichtet und müssen ihr Fahrzeug jederzeit beherrschen. Unaufmerksamkeit wird bestraft – nicht nur, wenn sie zu einem Unfall führt, sondern auch im Rahmen routinemässiger Polizeikontrollen.
Das Telefonieren am Steuer gilt in der Schweiz als Übertretung und wird mit einer Ordnungsbusse von CHF 100 bestraft. Telefonieren mittels Freisprecheinrichtung ist erlaubt. Aber: Wenn Sie durchs Gespräch abgelenkt werden und dadurch unkonzentriert fahren, machen Sie sich dennoch strafbar – über eine Ordnungsbusse hinaus.
Unterwegs Nachrichten lesen oder scheriben gefährdet andere massiv und wird als grobe Verkehrsregelverletzung eingestuft. Es folgt ein Strafverfahren, das in einer Freiheitsstrafe oder Geldstrafe mündet (Art. 90 Ziffer 2 Strassenverkehrsgesetz). Hinzu kommen Kosten, Gebühren und möglicherweise ein Strafregistereintrag.
Sobald ein Strafverfahren eröffnet wurde, machen die Behörden dem kantonalen Strassenverkehrsamt Meldung. Dieses entscheidet im Verwaltungsverfahren, ob – je nach Schwere des Vergehens – eine Verwarnung oder ein Führerausweisentzug verfügt wird.
Das Regress- oder Rückgriffsrecht erlaubt es der Versicherung, Geld von Ihnen zurückzuverlangen, wenn Sie einen Sach- oder Personenschaden durch grobfahrlässiges Verhalten verursacht haben. Das ist beim Bedienen des Handys während der Fahrt oft gegeben. Grobfahrlässigkeit kann für Sie weitreichende Folgen haben. Insbesondere Unfälle mit Personenschaden verursachen rasch sehr hohe Kosten (zur Kürzung von Taggeldern bei Grobfahrlässigkeit siehe Art. 37 Abs. 2 Unfallversicherungsgesetz).
Um sich im Fall eines Regresses zu schützen, können Sie bei der Autoversicherung für wenig Geld die Zusatzdeckung «Grobfahrlässigkeit» abschliessen. Dieser Zusatz lohnt sich auf jeden Fall – übrigens auch bei der Privathaftpflichtversicherung.
Junge Lenkerinnen und Lenker mit wenig Erfahrung sind besonders gefährdet. Doch auch Routine kann heikel sein – nämlich dann, wenn sie zu verminderter Konzentration führt. Darum ist es entscheidend, jede Fahrt ernst zu nehmen und sich bewusst darauf vorzubereiten. Informieren Sie sich frühzeitig über Witterung, Strassen- und Sichtverhältnisse sowie die aktuelle Verkehrssituation. Und erledigen Sie alles Nötige, bevor Sie losfahren. Das Handy legen Sie am besten gleich ganz weg.
Dass das Auto sich mit dem Smartphone verbindet, sind wir gewohnt. Doch inzwischen geht es um mehr als Freisprechanlage und Musik: CarPlay (iOS) und AndroidAuto heissen die Schnittstellen, die zwischen Smartphone und Infotainmentsystem des Fahrzeugs vermitteln. Sie spiegeln das Smartphone aufs Auto-Display. Wichtige Funktionen wie Navi, Telefon, Nachrichten, Kalender, Notizen usw. können bequem per Sprachsteuerung, Lenkradsteuerung und Touchscreen bedient werden.
Der Vorteil: Wer beim Fahren nicht aufs Handy verzichten kann oder will, hat es einfacher – und fährt dadurch sicherer. Der Nachteil: Die neuen Möglichkeiten verlocken zu noch mehr Multitasking, dadurch wird Fahren wiederum gefährlicher. Fazit: Nicht alles, was möglich und erlaubt ist, ist auch sinnvoll. Am sichersten ist nach wie vor das Fahren ohne Ablenkung durch das Smartphone.