Vorsorge & Gesundheit

«Ich glaube an den Fortschritt und das Potenzial der Menschen»

Bild: Marco Vara
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Mit zehn Jahren kaufte er seine erste Bundesobligation, mit 34 wurde er Anlagechef der AXA Schweiz. Im Interview erklärt Daniel Gussmann, wieso er trotz düsterer Wirtschaftslage optimistisch in die Zukunft schaut. 

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    Daniel Gussmann

    Daniel Gussmann hat einen Master in Business Administration der Universität Mannheim und ist qualifizierter Chartered Financial Analyst (CFA). Der 39-Jährige ist seit 2009 für die AXA tätig, 2017 wurde er Chief Investment Officer (CIO) und Leiter Asset Management.

Daniel Gussmann, wie kommt man in so jungem Alter zu einer solchen Position? Haben Sie schon als Kind gerne mit Zahlen jongliert und das erste Taschengeld am Kapitalmarkt investiert?

Das hat bei mir tatsächlich sehr früh angefangen. Schon im Kindergarten habe ich gerne mit grossen Zahlen gerechnet und mich schon früh für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert. Mit zehn Jahren habe ich auf Anraten meiner Eltern mein erstes Geld in Bundesobligationen investiert und mit zunehmendem Alter auch mit Aktien einiges ausprobiert. Das Gute daran ist, dass ich schon sehr früh gelernt habe, dass man sich auch mal die Finger verbrennen kann. In dem Alter waren das noch keine grossen Beträge, vielleicht habe ich da und dort einige hundert Franken verloren. Ich bin froh, diese Erfahrungen schon so früh im Leben gemacht zu haben, so lernt man Risiken sorgsam abzuwägen und auch eine gesunde Demut und Bescheidenheit.

Wie legen Sie heute Ihr Geld an? Eher sicherheits- oder renditeorientiert?

Im Prinzip beides. Im Grunde bin ich ein risikoaverser Mensch, nutze aber die Möglichkeiten des Marktes. Ich investiere daher auch heute noch gerne in Aktien, jedoch sehr bewusst und mit längerfristigem Fokus. Ich tätige Investitionen, die ich dann zehn bis zwanzig Jahre laufen lasse, auch wenn es hier und da mal holpert an der Börse. Für mich als Familienvater ist mein wichtigstes Investment aber ohnehin das eigene Zuhause.

Wenn die Börsen auf Talfahrt sind, macht Sie das also nicht nervös?

Schwankungen an den Kapitalmärkten kommen immer wieder vor. Ich bin dankbar, dass ich dem mit einer gewissen Gelassenheit begegnen kann. Die Erfahrung zeigt, dass es sich gerade in turbulenten Zeiten bewährt, Ruhe zu bewahren. 

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    Meine Firma

    Originaltext erschienen in «Meine Firma», dem KMU-Magazin der AXA Schweiz.

    ZUR AKTUELLEN AUSGABE

Die aktuelle Wirtschaftslage präsentiert sich ziemlich düster. Wie gehen Sie damit um? Immerhin verantworten Sie Gelder in Höhe von über 100 Milliarden Schweizer Franken.

Ich habe grosses Vertrauen in unsere Teams und unsere Prozesse. Wichtig ist, dass man seine Hausaufgaben macht, bevor der Sturm aufzieht, und das haben wir. Wobei ich derzeit gar nicht von Sturm sprechen würde, sondern eher von Gewitter. In solchen Zeiten gilt es Kurs zu halten, sich bietende Opportunitäten gezielt zu nutzen, ohne den langfristigen Fokus zu verlieren.

Sie würden von Gewitter sprechen und nicht von Sturm?

Als ich 2008 in der Finanzbranche angefangen habe, war gerade Lehman Brothers Pleite gegangen. Damals haben die Aktienmärkte innerhalb eines Jahres 40-50 Prozent verloren, vom höchsten zum tiefsten Punkt gar 80-90 Prozent. Aus Finanzoptik war das somit eine ganz andere Dimension, als das was wir jetzt erlebt haben.

Denken Sie, die Märkte werden sich bald erholen?

Die grösste Herausforderung sehe ich darin, dass wir derzeit sehr viele verschiedene Brandherde haben, von denen jeder für sich allein schon ein grosses Risiko darstellt, die sich aber zusätzlich gegenseitig befeuern. Wir haben den Krieg in der Ukraine, Öl- und Gasknappheit, die Zero-Covid-Strategie in China, zudem die Inflation, von der wir nicht wissen, wie lange sie dauern wird. Ich habe den Eindruck, dass uns die Inflation noch länger begleiten wird. Die Frage ist, ob die Zentralbanken die richtige Balance finden, um die Inflation abzuschwächen und gleichzeitig die Wirtschaft nicht abzuwürgen.

Manche Experten befürchten, wir könnten in eine jahrelange Rezession abrutschen, andere warnen vor dem Klimakollaps und Hungersnöten. Sehen Sie die Zukunft ähnlich düster?

Nein, so pessimistisch sehe ich das nicht. Momentan befinden wir uns zwar tatsächlich in einer fragilen und von vielen Unsicherheiten geprägten Zeit. Ich glaube aber, trotz allfälliger Rückschläge, an den Fortschritt, und dass sich die Welt langfristig zum Besseren entwickelt. Man sollte das Potenzial und die Kreativität der Menschen nicht unterschätzen. Gerade schwierige Zeiten können auch Impulse für neue Ideen liefern. Wenn nur einige der acht Milliarden Menschen gute Geistesblitze haben, kann das viel bewirken. Ich blicke deshalb zuversichtlich nach vorn und glaube an die Innovationskraft und das Potenzial der Menschen.

Sie verwalten die Vorsorgegelder von über 40’000 Unternehmen. Nach welchen Grundsätzen legen Sie diese an?

Viele dieser Firmen sind einer BVG-Sammelstiftung angeschlossen. Da entscheidet der jeweilige Stiftungsrat über die Anlagestrategie, wir setzen diese dann innerhalb der Leitplanken um. Wir verfolgen dabei einen risikobewussten Anlageansatz nach strengen Nachhaltigkeitskriterien und konsequentem Best-in-Class-Prinzip. Das heisst, wir suchen systematisch den besten Anlagestil für die jeweilige Anlageklasse sowie die besten Asset Manager. Genauso machen wir es auch bei der Pensionskasse unserer eigenen Mitarbeitenden.

Seit 2019 bietet die AXA in der 2. Säule anstelle der früheren Vollversicherung nur noch teilautonome Lösungen an. Welche Bilanz ziehen Sie heute?

Ich bin nach wie vor überzeugt von diesem Schritt. Teilautonome Lösungen sind deutlich freier in der Anlagestrategie, da sie nicht an das enge regulatorische Korsett der Vollversicherung gebunden sind. Das eröffnete den Sammelstiftungen ganz neue Möglichkeiten, langfristige Ertragschancen für die Versicherten wahrzunehmen. So konnten sie zum Beispiel den Aktienanteil deutlich erhöhen – also jene Anlageklasse, die langfristig gesehen am meisten Rendite verspricht. Seit dem Wechsel vor drei Jahren konnten die Sammelstiftungen den Versicherten insgesamt bereits 1,8 Milliarden Franken mehr Zins auszahlen, als mit der früheren Vollversicherung möglich gewesen wäre.

«Gerade schwierige Zeiten können auch Impulse für neue Ideen liefern. Wenn nur einige der acht Milliarden Menschen gute Geistesblitze haben, kann das viel bewirken.»

Daniel Gussmann, Chief Investment Officer

Wie steht es denn um die Sicherheit der Kundengelder, angesichts der volatilen Börsenkurse? 

Die Sammelstiftungen sind finanziell wie auch strukturell sehr gut aufgestellt. Im Vergleich zu anderen Pensionskassen haben sie zum Beispiel sehr wenige Rentenverpflichtungen, unter anderem deshalb sind sie auch sehr risikofähig, so dass sie selbst schlechte Börsenjahre gut verkraften können. Die Portfolios sind zudem breit diversifiziert, was zur Stabilität beiträgt.

Was wäre, wenn die Börsen längere Zeit auf Talfahrt blieben?

Die Rechnung muss langfristig aufgehen. In der beruflichen Vorsorge spart man über Jahrzehnte, und darauf sind auch die Anlagestrategien ausgerichtet. Aktien sind zwar die volatilste, langfristig gesehen aber die bei Weitem ertragsstärkste Anlageklasse. Im Vorsorgemodell von teilautonomen Lösungen ist zudem eine gewisse temporäre Unterdeckung möglich, ohne gleich Sanierungsmassnahmen ergreifen zu müssen. Erst bei andauernder, relevanter Unterdeckung müssten Sanierungsmassnahmen in Betracht gezogen werden. Diese wären vermutlich ähnlich, wie es in der Vollversicherung heute schon Realität ist, indem die Versicherten eine tiefere Verzinsung oder höhere Versicherungsbeiträge in Kauf nehmen müssen. Eine Vollversicherung wird quasi laufend saniert, zulasten der KMU und ihren Mitarbeitenden. Das wollten wir für unsere Kunden nicht mehr, sondern ihnen langfristig rentable und für alle Generationen faire Lösungen anbieten.

Neben der angespannten Wirtschaftslage macht der Welt auch der Klimawandel zu schaffen. Wie wichtig sind Nachhaltigkeitsthemen für Sie?

Als der damalige Gruppen-CEO Henri de Castries im Jahr 2015 als erste grosse Versicherung den Ausstieg aus der Kohleindustrie bekannt gab, war ich sehr überrascht. Heute habe ich den grössten Respekt dafür, wie stark er das Thema damals schon vorangetrieben hat. Mittlerweile zählt der Klimaschutz zu einem der wichtigsten Themen bei der AXA und ist Teil der Unternehmensstrategie. Als Vater zweier Kinder beschäftigt mich das Thema auch persönlich. Wir möchten unseren Kindern schliesslich eine Welt übergeben, die besser oder zumindest nicht schlechter ist als heute.

Was bedeutet das für Ihre Investitionsentscheide? 

Wir beziehen Nachhaltigkeitskriterien bei sämtlichen Anlageentscheiden mit ein. Neben dem Erhalt und dem Schutz der Natur fallen auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und der verantwortungsbewussten Unternehmensführung darunter. Wenn eine Firma unseren Richtlinien nicht entspricht und keine Verbesserungen erkennbar sind, steigen wir aus. Gewisse Firmen und Sektoren haben wir komplett ausgeschlossen. Dazu gehören Unternehmen der Tabakindustrie, Produzenten von Palmöl, die in Zusammenhang mit der Rodung von Regelwald stehen sowie Firmen aus der Kohleindustrie, um nur einige zu nennen. 

Haben nicht alle grösseren Firmen solche Ausschlusslisten?

Die AXA geht in vielen Punkten sehr viel weiter als andere Firmen. Manche Vermögensverwalter haben nur wenige Dutzend Unternehmen auf der Ausschlussliste, bei uns sind es mehr als 700.  Dass die AXA eine Vorreiterrolle übernommen hat, zeigt sich auch in unabhängigen Ratings, wie etwa dem «MSCI ESG Research»-Ranking, bei dem die AXA mit 10/10 Punkten im Bereich «Nachhaltiges Investieren» ein AAA-Rating erreicht hat. Einiges haben wir schon erreicht, vieles bleibt noch zu tun, doch ich glaube auch hier an den Fortschritt und dass wir als Gesellschaft dies zusammen meistern können.  

Kurz und knapp

Tägliches Ritual

Zeitung lesen.

Leibspeise

Selbstgemachte Crêpes.

Lieblingsfach in der Schule

Mathe.

Ohne gehe ich nicht aus dem Haus

Schlüssel.

Auf diesen sozialen Kanälen bin ich

LinkedIn.

Dabei schalte ich ab

Beim Velofahren.

Das kann ich nicht gut

Geduld ist nicht meine grösste Stärke.

So viel Schlaf brauche ich

Ich schlafe meistens genug.

Dahin würde ich auswandern

Neuseeland.

Diesen Wunsch erfülle ich mir noch

Eine längere Reise mit der ganzen Familie.

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