Mit zehn Jahren kaufte er seine erste Bundesobligation, mit 34 wurde er Anlagechef der AXA Schweiz. Im Interview erklärt Daniel Gussmann, wieso er trotz düsterer Wirtschaftslage optimistisch in die Zukunft schaut.
Das hat bei mir tatsächlich sehr früh angefangen. Schon im Kindergarten habe ich gerne mit grossen Zahlen gerechnet und mich schon früh für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert. Mit zehn Jahren habe ich auf Anraten meiner Eltern mein erstes Geld in Bundesobligationen investiert und mit zunehmendem Alter auch mit Aktien einiges ausprobiert. Das Gute daran ist, dass ich schon sehr früh gelernt habe, dass man sich auch mal die Finger verbrennen kann. In dem Alter waren das noch keine grossen Beträge, vielleicht habe ich da und dort einige hundert Franken verloren. Ich bin froh, diese Erfahrungen schon so früh im Leben gemacht zu haben, so lernt man Risiken sorgsam abzuwägen und auch eine gesunde Demut und Bescheidenheit.
Im Prinzip beides. Im Grunde bin ich ein risikoaverser Mensch, nutze aber die Möglichkeiten des Marktes. Ich investiere daher auch heute noch gerne in Aktien, jedoch sehr bewusst und mit längerfristigem Fokus. Ich tätige Investitionen, die ich dann zehn bis zwanzig Jahre laufen lasse, auch wenn es hier und da mal holpert an der Börse. Für mich als Familienvater ist mein wichtigstes Investment aber ohnehin das eigene Zuhause.
Schwankungen an den Kapitalmärkten kommen immer wieder vor. Ich bin dankbar, dass ich dem mit einer gewissen Gelassenheit begegnen kann. Die Erfahrung zeigt, dass es sich gerade in turbulenten Zeiten bewährt, Ruhe zu bewahren.
Ich habe grosses Vertrauen in unsere Teams und unsere Prozesse. Wichtig ist, dass man seine Hausaufgaben macht, bevor der Sturm aufzieht, und das haben wir. Wobei ich derzeit gar nicht von Sturm sprechen würde, sondern eher von Gewitter. In solchen Zeiten gilt es Kurs zu halten, sich bietende Opportunitäten gezielt zu nutzen, ohne den langfristigen Fokus zu verlieren.
Als ich 2008 in der Finanzbranche angefangen habe, war gerade Lehman Brothers Pleite gegangen. Damals haben die Aktienmärkte innerhalb eines Jahres 40-50 Prozent verloren, vom höchsten zum tiefsten Punkt gar 80-90 Prozent. Aus Finanzoptik war das somit eine ganz andere Dimension, als das was wir jetzt erlebt haben.
Die grösste Herausforderung sehe ich darin, dass wir derzeit sehr viele verschiedene Brandherde haben, von denen jeder für sich allein schon ein grosses Risiko darstellt, die sich aber zusätzlich gegenseitig befeuern. Wir haben den Krieg in der Ukraine, Öl- und Gasknappheit, die Zero-Covid-Strategie in China, zudem die Inflation, von der wir nicht wissen, wie lange sie dauern wird. Ich habe den Eindruck, dass uns die Inflation noch länger begleiten wird. Die Frage ist, ob die Zentralbanken die richtige Balance finden, um die Inflation abzuschwächen und gleichzeitig die Wirtschaft nicht abzuwürgen.
Nein, so pessimistisch sehe ich das nicht. Momentan befinden wir uns zwar tatsächlich in einer fragilen und von vielen Unsicherheiten geprägten Zeit. Ich glaube aber, trotz allfälliger Rückschläge, an den Fortschritt, und dass sich die Welt langfristig zum Besseren entwickelt. Man sollte das Potenzial und die Kreativität der Menschen nicht unterschätzen. Gerade schwierige Zeiten können auch Impulse für neue Ideen liefern. Wenn nur einige der acht Milliarden Menschen gute Geistesblitze haben, kann das viel bewirken. Ich blicke deshalb zuversichtlich nach vorn und glaube an die Innovationskraft und das Potenzial der Menschen.
Viele dieser Firmen sind einer BVG-Sammelstiftung angeschlossen. Da entscheidet der jeweilige Stiftungsrat über die Anlagestrategie, wir setzen diese dann innerhalb der Leitplanken um. Wir verfolgen dabei einen risikobewussten Anlageansatz nach strengen Nachhaltigkeitskriterien und konsequentem Best-in-Class-Prinzip. Das heisst, wir suchen systematisch den besten Anlagestil für die jeweilige Anlageklasse sowie die besten Asset Manager. Genauso machen wir es auch bei der Pensionskasse unserer eigenen Mitarbeitenden.
Ich bin nach wie vor überzeugt von diesem Schritt. Teilautonome Lösungen sind deutlich freier in der Anlagestrategie, da sie nicht an das enge regulatorische Korsett der Vollversicherung gebunden sind. Das eröffnete den Sammelstiftungen ganz neue Möglichkeiten, langfristige Ertragschancen für die Versicherten wahrzunehmen. So konnten sie zum Beispiel den Aktienanteil deutlich erhöhen – also jene Anlageklasse, die langfristig gesehen am meisten Rendite verspricht. Seit dem Wechsel vor drei Jahren konnten die Sammelstiftungen den Versicherten insgesamt bereits 1,8 Milliarden Franken mehr Zins auszahlen, als mit der früheren Vollversicherung möglich gewesen wäre.
«Gerade schwierige Zeiten können auch Impulse für neue Ideen liefern. Wenn nur einige der acht Milliarden Menschen gute Geistesblitze haben, kann das viel bewirken.»
Die Sammelstiftungen sind finanziell wie auch strukturell sehr gut aufgestellt. Im Vergleich zu anderen Pensionskassen haben sie zum Beispiel sehr wenige Rentenverpflichtungen, unter anderem deshalb sind sie auch sehr risikofähig, so dass sie selbst schlechte Börsenjahre gut verkraften können. Die Portfolios sind zudem breit diversifiziert, was zur Stabilität beiträgt.
Die Rechnung muss langfristig aufgehen. In der beruflichen Vorsorge spart man über Jahrzehnte, und darauf sind auch die Anlagestrategien ausgerichtet. Aktien sind zwar die volatilste, langfristig gesehen aber die bei Weitem ertragsstärkste Anlageklasse. Im Vorsorgemodell von teilautonomen Lösungen ist zudem eine gewisse temporäre Unterdeckung möglich, ohne gleich Sanierungsmassnahmen ergreifen zu müssen. Erst bei andauernder, relevanter Unterdeckung müssten Sanierungsmassnahmen in Betracht gezogen werden. Diese wären vermutlich ähnlich, wie es in der Vollversicherung heute schon Realität ist, indem die Versicherten eine tiefere Verzinsung oder höhere Versicherungsbeiträge in Kauf nehmen müssen. Eine Vollversicherung wird quasi laufend saniert, zulasten der KMU und ihren Mitarbeitenden. Das wollten wir für unsere Kunden nicht mehr, sondern ihnen langfristig rentable und für alle Generationen faire Lösungen anbieten.
Als der damalige Gruppen-CEO Henri de Castries im Jahr 2015 als erste grosse Versicherung den Ausstieg aus der Kohleindustrie bekannt gab, war ich sehr überrascht. Heute habe ich den grössten Respekt dafür, wie stark er das Thema damals schon vorangetrieben hat. Mittlerweile zählt der Klimaschutz zu einem der wichtigsten Themen bei der AXA und ist Teil der Unternehmensstrategie. Als Vater zweier Kinder beschäftigt mich das Thema auch persönlich. Wir möchten unseren Kindern schliesslich eine Welt übergeben, die besser oder zumindest nicht schlechter ist als heute.
Wir beziehen Nachhaltigkeitskriterien bei sämtlichen Anlageentscheiden mit ein. Neben dem Erhalt und dem Schutz der Natur fallen auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und der verantwortungsbewussten Unternehmensführung darunter. Wenn eine Firma unseren Richtlinien nicht entspricht und keine Verbesserungen erkennbar sind, steigen wir aus. Gewisse Firmen und Sektoren haben wir komplett ausgeschlossen. Dazu gehören Unternehmen der Tabakindustrie, Produzenten von Palmöl, die in Zusammenhang mit der Rodung von Regelwald stehen sowie Firmen aus der Kohleindustrie, um nur einige zu nennen.
Die AXA geht in vielen Punkten sehr viel weiter als andere Firmen. Manche Vermögensverwalter haben nur wenige Dutzend Unternehmen auf der Ausschlussliste, bei uns sind es mehr als 700. Dass die AXA eine Vorreiterrolle übernommen hat, zeigt sich auch in unabhängigen Ratings, wie etwa dem «MSCI ESG Research»-Ranking, bei dem die AXA mit 10/10 Punkten im Bereich «Nachhaltiges Investieren» ein AAA-Rating erreicht hat. Einiges haben wir schon erreicht, vieles bleibt noch zu tun, doch ich glaube auch hier an den Fortschritt und dass wir als Gesellschaft dies zusammen meistern können.
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