
Wildheuen auf dem Dach Europas
Trockenwiesen und -weiden in den Bergen sind nicht nur schön anzusehen, sondern dank ihrer Artenvielfalt auch von nationaler Bedeutung. Doch ohne Pflege verbuschen die Grünflächen, werden zu Waldflächen oder erodieren. Um den Erhalt der schönen Wiesen zu sichern, muss geheut werden – eine nicht ganz einfache Aufgabe.
Das Projekt in Avers
Auf Trockenwiesen und -weiden in steilem Gelände, das mit Tieren schwierig oder gar nicht erreichbar ist, hat das Wildheuen seit Jahrhunderten Tradition. Allerdings führen der grosse Aufwand und der magere Ertrag dazu, dass immer weniger Flächen bewirtschaftet werden. In Avers − der höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Siedlung Europas − gibt es mehrere solcher Wiesen.
Im Rahmen unseres gesellschaftlichen Engagements «Flora Futura» konnte ein Projekt initiiert werden, dank dem solche Flächen durch die Förderung der Biodiversität aufgewertet werden können. Ziel des Projekts ist es, dass die Wiesen langfristig von einem Landwirtschaftsbetrieb übernommen und bewirtschaftet werden.
Die Bedeutung von Trockenwiesen
- Artenvielfalt: Beinahe zwei Drittel der gesamten Pflanzenwelt der Schweiz sind auf Trockenwiesen vertreten.
- Schutzgebiete: Trockenwiesen und -weiden beherbergen besonders viele seltene und bedrohte Arten.
- Einzigartigkeit: 400 Pflanzenarten kommen ausschliesslich in diesem Lebensraum vor.
- Attraktivität: Zur Blütezeit im Frühling und Sommer locken Trockenwiesen zahlreiche Besucherinnen und Besucher an.
Massnahmen
- Madris: Mähen und Heuen von zwei Flächen (7900 und 2200 m²)
- Camsut Cröt: Mähen und Heuen von zwei Flächen (4200 und 3600 m²)
- Cresta: Heuen einer Fläche zusammen mit dem Erntehelferprojekt (1 Hektar)
- Aufbau einer Triste vor einem Bauernhof
- Alp Cresta: Säubern der Weide von kleinen Arvenbäumchen (1 Hektar)
- Juf: Säubern einer brachliegenden Trockenwiese von kleinen Steinen (5000 m²)
- Madris: Säubern einer Weide von kleinen Steinen (6000 m²)
- Madris: Totholzentsorgung von gefressenen Grünerlen (2000 m²)
Freiwilligenarbeit – das wurde gemacht
Eine Gruppe Freiwilliger nahm sich einer steilen, brachliegenden Trockenwiese von rund zwei Hektar an. Die Fläche konnte weder mit Maschinen befahren noch mit Tieren bewirtschaftet werden. Entsprechend waren Muskelkraft und Teamarbeit gefragt: Das Mähen, Rechen und sogar das Transportieren des Heus ins Tal erfolgten in schweisstreibender Handarbeit. An Regentagen wurden zusätzlich Steine aus den Mähflächen entfernt, um die Wiese langfristig offen und nutzbar zu halten.