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Biodiversität: Es lebe die Vielfalt!

Bild: KEYSTONE-SDA
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Eine vielfältige und gesunde Natur ist für uns Menschen überlebenswichtig. Im Interview erklärt Thomas Hügli, Sustainability Manager bei der AXA Schweiz, wie es um die Biodiversität in der Schweiz steht und was jede und jeder tun kann, um sie besser zu schützen.

Herr Hügli, welche Bedeutung hat Biodiversität?

Eine enorme Bedeutung, die oft unterschätzt wird. Die Biodiversität sichert die zentralen Lebensgrundlagen für uns Menschen wie sauberes Wasser, reine Luft oder fruchtbare Böden. Eine funktionierende Biodiversität hat auch positive Auswirkungen aufs Klima, weil sie der Atmosphäre CO2 entzieht und speichert. Hinzu kommt die ideelle Bedeutung der Biodiversität. Die Schönheit der Natur gibt uns Kraft und Erholung und ist an sich schützenswert.

Schliesslich ist auch die wirtschaftliche Dimension bedeutend. Allein für die Schweiz haben Agroscope-Forscher schon vor ein paar Jahren die Bestäubungsdienste von Bienen und Schwebefliegen auf einen finanziellen Wert von rund 350 Millionen Franken im Jahr geschätzt. Und das ist nur ein Aspekt. Anders gesagt: Ohne die Dienstleistungen der Natur gibt es auch nichts mehr zu produzieren. Die einfache Erkenntnis, dass zu schützen ist, was einem nützt, wächst vermehrt auch in der Wirtschaft. 

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    Thomas Hügli

    Als Senior Sustainability Manager bei der AXA Schweiz beschäftigt sich Thomas Hügli mit verschiedenen Themen rund um Nachhaltigkeit mit Fokus auf Klima und Biodiversität. Er ist zudem Präsident des Stiftungsrates der Klimastiftung Schweiz und macht derzeit die Ausbildung zum Ranger.

Wie steht es um die Biodiversität in der Schweiz?

Nicht gut. Pro Sekunde wird in der Schweiz ein Quadratmeter Fläche überbaut – das summiert sich auf rund 10 Fussballfelder pro Tag. Heute sind etwa ein Drittel der Arten und die Hälfte der Lebensräume akut bedroht. So sind seit 1850 rund 90 Prozent aller Feuchtgebiete verschwunden und auch Moore – obwohl seit 1987 verfassungsrechtlich geschützt – gehen qualitativ wie quantitativ weiter zurück.

Was müsste getan werden, um die Biodiversität besser zu schützen?

Unlängst sagte UN-Generalsekretär António Guterres, die bestimmende Aufgabe im 21. Jahrhunderts sei es, wieder Frieden mit der Natur zu schliessen. Wir müssen die existentielle Bedeutung der Biodiversität noch breiter und positiv kommunizieren, Verständnis für ihre Wichtigkeit und Schönheit schaffen, und Menschen wieder vermehrt durch Naturerlebnisse dafür sensibilisieren.

Zudem erachte ich es als wichtig, die Herausforderungen der vernetzten Natur auch auf politischer Ebene ganzheitlicher anzugehen, und nicht in einzelne Sparten wie Klima-, Biodiversitäts- oder Landwirtschaftspolitik mit teils gegensätzlichen Zielen zu unterteilen. 

Mut macht mir die laufende Weltbiodiversitätskonferenz in Montreal. Ein Tagungsziel ist es, bis 2030 jeweils 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Sollte dies gelingen, könnte das analog dem 1,5°-Ziel beim Klimaschutz ein kommunikativer Leitstern werden, der griffig und verständlich ist und für den es sich lohnt, entsprechende Anstrengungen zu unternehmen.

Was können einzelne Menschen bewirken zugunsten der Biodiversität?

Jede und jeder kann sich ohne viel Aufwand für die Biodiversität engagieren. Zum Beispiel im eigenen Garten auf Pestizide verzichten, herbstliche Laubhaufen auftürmen, den Fokus auf einheimische Blumen und Sträucher legen. Auch einer Naturschutzorganisation beizutreten oder eine entsprechende Mitgliedschaft zu verschenken sind gute Beispiele. Oder man beteiligt sich an Clean-Up Days oder Baumsetzaktionen, wie sie viele Gemeinden anbieten. Und schliesslich, indem man entsprechend abstimmt und wählt. 

Welchen Stellenwert hat Biodiversität bei der AXA?

Der Stellenwert steigt kontinuierlich. Die Biodiversität ergänzt unseren Klimafokus auf ideale Weise, da sich beide in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Die Klimaerwärmung fördert zum Beispiel die Wüstenbildung, was die Biodiversität beeinträchtigt. Umgekehrt beeinflusst eine funktionierende Biodiversität das Klima positiv durch die CO2-Aufnahme von Wäldern, Meeren und Mooren. Diese beiden Themen müssen deshalb zusammen gedacht und angegangen werden, wie wir es in unserer Klimastrategie auch tun. Am Ende geht es darum, durch frühzeitige Prävention mögliche Schäden bei Menschen und an Gebäuden und Infrastrukturen zu minimieren. Wir sind aber nicht nur als Schadenversicherung betroffen, sondern auch als Krankenversicherung.

Inwiefern?

Der Biodiversitätsverlust begünstigt Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Das wissen wir nicht erst seit Covid-19 – Vogelgrippe oder Ebola waren schon solche Beispiele. Der schwindende Lebensraum stresst die Tiere und macht sie krankheitsanfälliger. Das ist speziell heikel bei Tieren, die nahe beim Menschen leben, wie Nager oder Fledermäuse. Anders gesagt: Klimaschutz ist Biodiversitätsschutz und ist auch Menschenschutz. Die volkswirtschaftlichen Verluste durch Covid-19 aufgrund von Krankheiten, Arbeits- und Produktionsausfällen kennen wir alle, sie sind gewaltig.

Was macht die AXA konkret für mehr Biodiversität?  

Als grosse Immobilienbesitzerin wollen wir die Grünflächen unserer Liegenschaften sukzessive mit mehr Biodiversität überziehen. Darüber hinaus haben wir anlässlich unseres 150-Jahr-Jubiläums 2025 die Initiative «Flora Futura» lanciert. Für jede und jeden unserer rund zwei Millionen Kundinnen und Kunden wird dabei ein Quadratmeter Fläche in der Schweiz mit Biodiversität aufgewertet werden. Was unsere Investments betrifft, schliessen wir finanzielle Anlagen in Unternehmen und Branchen aus, die der Biodiversität schaden, und investieren vermehrt in Wald- und Aufwertungsprojekte. Auch der Forschungsfond der AXA trägt seinen Teil bei. Er unterstützt verschiedene Umwelt- und Forschungsprojekte an Schweizer Hochschulen und Universitäten. Nicht zuletzt engagieren wir uns auf Gruppenstufe für den Schutz der Biodiversität und unterstützen entsprechende Initiativen. Dazu gehört auch die Entwicklung und Stärkung internationaler Rahmenwerke wie der «Finance for Biodiversity Pledge» oder der Taskforce on Nature-related Financial Disclosure.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Biodiversität?

Ich wünschte mir, dass einerseits der Klimaschutz und anderseits der Landschafts- und Biodiversitätsschutz ganzheitlich betrachtet und nicht gegeneinander ausgespielt werden, wie dies momentan teilweise geschieht. Allein schon die Tatsache, dass eine funktionierende Biodiversität bis zu 30 Prozent aller CO2-Emissionen einsparen könnte, sollte dafür Argument genug sein.

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