AXA Crashtests 2021

Bild: AXA

AXA Crashtests 2021: Viel Gefahrenpotenzial auf dem Roadtrip

29.06.2021

Die eigenen vier Räder sind das beliebteste Reisemittel in diesem Sommer. Besonders im Trend für den diesjährigen Roadtrip liegen Wohnmotorwagen. Sie versprechen viel Komfort, führen aber – speziell für ungeübte Lenkerinnen und Lenker – auch einiges an Risikopotenzial mit im Gepäck.

Wohnmotorwagen – kompakte Campingbusse sowie grössere Camper und Wohnmobile – erleben bereits seit mehreren Jahren einen regelrechten Boom. Seit 2015 hat die Anzahl versicherter Fahrzeuge bei der AXA um 31% zugenommen. Ihren Besitzerinnen und Besitzern ermöglichen sie autonomes Reisen mit viel Stauraum und ersetzen, gerade auch in Zeiten von Corona, den Zug oder das Flugzeug als beliebtestes Reisemittel.

Viel Verkehr im Sommer

In einer repräsentativen Mobilitätsstudie hat die AXA Schweiz rund 1'000 Personen unter anderem danach befragt, wie sie in diesem Sommer in die Ferien verreisen werden. Bei den befragten Autobesitzerinnen und Autobesitzern unter ihnen gaben rund 40% an, auf den eigenen vier Rädern unterwegs zu sein. Bei einer exklusiven Umfrage von 801 Besitzerinnen und Besitzern von Wohnmotorwagen waren es fast 90%. Auch zahlenmässig fallen die rollenden Wohnungen über die letzten Jahre zunehmend schwerer ins Gewicht. Während die Zulassungen bei den Personenwagen im letzten Jahr um rund 24% rückläufig waren, legten die Wohnmotorwagen gemäss Bundesamt für Statistik im gleichen Zeitraum um 26% zu. 

Mit dem höheren Verkehrsaufkommen steigt auch die Unfallgefahr in diesem Sommer – derjenigen Saison mit dem ohnehin bereits höchsten Unfallvorkommen. Gemäss der Unfallstatistik der AXA verzeichnet die grösste Versicherung der Schweiz im Sommer und Herbst 12.5% mehr Kollisionen von Personenwagen; bei den Wohnmotorwagen sind es sogar 91% mehr.

Wohnmotorwagen verursachen andere Unfälle

Gerade für ungeübte Lenkerinnen und Lenker bergen die gegenüber handelsüblichen Personenwagen ungewohnt massigen Wohnmotorwagen so einige Tücken. So unterscheidet sich das Fahrverhalten aufgrund der Grösse, des höheren Gewichts und auch der Schwerpunkthöhe teils stark von den gewohnten PWs. Die Unfallstatistik unterstreicht diese Unterschiede: «Bei den Wohnmotorwagen verzeichnen wir gegenüber PWs rund 33% mehr Unfälle beim Rückwärtsfahren und 150% mehr Streifkollisionen – dies aufgrund der Grösse und der Unübersichtlichkeit der Fahrzeuge», erklärt Michael Pfäffli, Leiter Unfallforschung und Prävention AXA Schweiz. Gleichzeitig werden der AXA allerdings 66% weniger Vortrittsmissachtungen und nur halb so viele Auffahrkollisionen gemeldet, die durch diese Lenkergruppe verursacht werden.

Dies legt den Schluss nahe, dass Wohnmotorwagenfahrer/-innen aufgrund der Anatomie ihrer Fahrzeuge zwar häufiger von Kleinschäden betroffen sind, schwerere Unfälle aber besser zu vermeiden wissen, respektive grundsätzlich sicherer fahren. Pfäffli sieht hier durchaus einen Zusammenhang, wenngleich die Aussage mit Vorsicht zu geniessen sei: «Ob Lenkerinnen und Lenker von Wohnmotorwagen sicherer oder gar besser fahren, kann nicht pauschal bestätigt werden. Unserer Studie haben wir jedoch entnommen, dass diese Lenkergruppe im Vergleich zu PW-Fahrerinnen und -fahrern gewisse Risikoaspekte tatsächlich bewusster wahrnimmt. So etwa, was die Ladungs-, Personen- und auch Tiersicherung während der Fahrt angeht. Auch fühlen sie sich gegenüber den übrigen Befragten grundsätzlich sicherer, wenn sie auf den Strassen unterwegs sind.»

Überschätzte Beladungskapazität

Die Ursachen, die zu schweren Unfällen führen können, liegen unter anderem in den falschen Verhaltensweisen und der ungenügenden Vorbereitung der Lenkerinnen und Lenker. Erschwerend hinzu kommt, dass die Befragten ihren eigenen Stresslevel beim Verreisen um über 2.5-mal höher einschätzen als im normalen Alltag. Ebenfalls um den gleichen Wert höher beurteilen sie auch die Unfallgefahr aufgrund von Müdigkeit– gerade bei längeren Reisen kann es entsprechend häufiger zu Sekundenschlaf kommen, wie ihn rund 44% der Befragten bereits einmal erlebte oder zumindest kurz davor war.

Wohnmotorwagen sind zudem schnell überladen, was sich speziell bei einer ungleichmässigen Verteilung der Ladung negativ auf das Fahrverhalten auswirken kann. Eine kurze Ablenkung – gemäss Umfrage die Unfallursache, die als am wahrscheinlichsten eingestuft wird – kann ausreichen, um zeitweilig die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Denn trotz viel Stauraum verfügen die grossen Wohnmotorwagen häufig über eine verhältnismässig geringe Nutzlast, bestätigt Michael Pfäffli: «Die Analyse unseres Bestandes hat ergeben, dass ein Drittel der versicherten Wohnmotorwagen eine Nutzlast von weniger als 500 Kilogramm aufweist. Eine vierköpfige Familie und ihr Reisegepäck erreichen so bereits schnell die Grenze der vorgeschriebenen Maximallast – ohne zusätzliche Campingmaterialien und Sportgeräte.» Die Grösse der Wohnmotorwagen kann den Eindruck über die erlaubte Beladungskapazitäten, die oftmals sogar unter derjenigen eines normalen PWs liegt, also stark verfälschen.

Wohnmotorwagen bieten geringeren Schutz der Insassen als Personenwagen

Gefahrenstellen zeigen sich also einerseits bei der Gepäckbeladung, andererseits auch bei der Personen- und Tiersicherung. Gefährliche Verhaltensweisen, wie während der Fahrt auf dem Beifahrersitz die Füsse aufs Armaturenbrett hochzulegen, sind gerade bei längeren Reisen beliebt – rund 30% unserer Befragten haben das bereits getan. Bei einem Unfall stellt dies eine zusätzliche Verletzungsgefahr dar. Gleiches gilt für die ungenügende Sicherung von Haustieren, die von 41% Probanden auf dem Beifahrersitz oder den Rücksitzen mitgeführt werden. Sie können sich im Falle einer Kollision selbst oder auch andere Insassen verletzen. «Erstaunt hat vor allem aber der Umstand, dass 44% der Befragten ausgesagt haben, in einer Gefahrensituation aus Rücksicht auf ihre Ladung auf eine Vollbremsung zu verzichten», führt der Leiter Unfallforschung und Prävention weiter aus. Dieses gefährliche Verhalten kann zu Kollisionen führen, die eigentlich hätten vermieden werden können.

Denn kommt es zu einer Kollision, bieten insbesondere grössere Wohnmotorwagen im Vergleich zu Personenwagen nämlich nur über einen geringen Insassenschutz, wie der überprüfte Frontalcrash eines Campers mit 60 km/h in einen Baum zeigt. Die Fahrgastzelle wird durch den Aufprall massiv eingedrückt und verletzt die vorderen Insassen schwer. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für die Passagiere im hinteren Bereich des Fahrzeugs. Der leichte Aufbau des Campers kann den Kräften des Aufpralls nicht standhalten und kollabiert vollständig, zusätzlich entwickeln sich die Beladungsgegenstände zu gefährlichen Geschossen – auch die Überlebenschancen im hinteren Fahrzeugteil stehen also sehr niedrig. Durch die leichte Bauweise mit einem Kunststoff-Aufbau verfügen die Wagen über eine geringere Widerstandskraft als Personenwagen. Und auch in der technischen Ausstattung für die Unfallprävention hinken die Wohnmotorwagen den Personenwagen hinterher, respektive verfügen nur selten über standardmässig verbaute Assistenzsysteme. Dies belegt Pfäffli auch mit der Statistik der Personenschäden: «Bei den PWs wurde die aktive – also vorbeugende – und passive – die Konstruktion betreffende – Sicherheit in der Vergangenheit massiv optimiert. Die Anzahl Personenschäden hat sich zwischen 2015 und 2019 denn auch um rund 22% reduziert, während sie bei den Wohnmotorwagen im gleichen Zeitraum stagnierte.»

Trend auf Kosten der Sicherheit

Sehr grosser und nach wie vor steigender Beliebtheit erfreuen sich auch ältere Wohnmotorwagen wie beispielsweise der bei den diesjährigen Crashtests gezeigte VW T3. Die trendigen Oldtimer rücken preislich laufend näher an Neuwagen, ihre Käuferinnen und Käufer verzichten zu Gunsten des Kultstatus gleichzeitig aber auch auf heutige Sicherheitsstandards. Dies zeigt der direkte Vergleich bei einem Frontalcrash des VW T3 mit einem 40 Jahre jüngeren und aktuellen VW T6 eindrücklich auf. Trotz starken Deformationen hat das moderne Fahrzeug eine ausreichend grosse Knautschzone und eine ausreichend stabile Fahrgastzelle, um die Insassen vor grösseren Verletzungen zu schützen. Durch den ausgelösten Airbag auf der Beifahrerseite werden die auf das Armaturenbrett hochgelegten Beine des Beifahrers jedoch stark belastet und gegen den eigenen Körper gedrückt, was schwerwiegendere Verletzungen zur Folge haben kann. Das ältere Fahrzeug weist eine massiv stärkere, strukturelle Deformation auf, wobei die Fahrgastzelle vollständig kollabiert. Durch die zusätzliche Belastung der Einrichtung und Ladung aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs wird der Insasse beidseitig eingeklemmt, weshalb seine Überlebenswahrscheinlichkeiten sehr gering ausfallen. Auch die Schadenstatistik unterlegt das Beispiel: Über zehn Jahre alte Fahrzeuge verursachen rund 20% mehr Personenschäden als aktuelle Modelle. «Je moderner ein Fahrzeug ist, desto tiefer fällt auch die Frequenz von Personenschäden aus. Dies gilt sowohl für PWs als auch für Wohnmotorwagen», fasst Michael Pfäffli zusammen.

Fehlendes Dach als Sicherheitsrisiko?

Nebst den beliebten Wohnmotorwagen vermittelt beim Roadtrip wohl kein anderes Fahrzeug mehr Freiheitsgefühl als ein Cabriolet. Allerdings wurde der Fahrzeugtyp bei der Umfrage der AXA auch als der unsicherste beurteilt. So scheint ein Auto ohne Dach zwar Freiheit, gleichzeitig aber auch ein grosses Sicherheitsrisiko zu vermitteln. Dieses Vorurteil und entsprechend das Dach eines Cabriolets als Schwachstelle wurde im dritten Crash überprüft. Im Szenario kommt das Auto leicht von der Fahrbahn ab und fährt auf eine Leitplanke auf, woraufhin es sich überschlägt. Durch den starken und direkten Aufprall auf die A-Säule kollabiert diese und der Überrollbügel allein mag den Insassen nicht ausreichend zu schützten. Der Insasse hat entsprechend mit schweren Kopfverletzungen zu rechnen. «Es zeigt sich, dass die Sitzposition sowie die richtige Sicherung der Insassen überlebenswichtig sind: Cabriolets verfügen über eine verstärkte A-Säule sowie diverse Längs- und Querverstrebungen in der Bodenkonstruktion, welche die verminderte Widerstandskraft des Wagens durch das fehlende Dach bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Bei unserem Test handelt es sich also um ein Worst-Case-Szenario», führt Pfäffli aus. Bei der überwiegenden Mehrheit aller Unfallarten, beispielsweise normalen Kollisionen, sind Cabriolets genauso sicher wie normale Personenwagen, was Michael Pfäffli auch anhand der Auswertung der Schadenstatistik belegt: «Gemäss unserer Statistik sind Insassen von Cabriolets keinem grösseren Risiko ausgesetzt. Der Anteil an Personenschäden ist bei dieser Wagenklasse sogar um 15% tiefer als bei normalen Personenwagen.»

Tipps der AXA Unfallforscher

  • Gerade ungeübte Lenkerinnen und Lenker von Wohnmotorwagen sollten bereits vor dem Kauf oder der Miete auf die Sicherheitsausstattung im Sinne von Assistenzsystemen achten – sie können schweren Unfällen präventiv entgegenwirken, damit der leichte Aufbau des Wagens nicht zum Verhängnis wird.
  • Lernen Sie Ihr Fahrzeug vor längeren Fahrten kennen – beispielsweise auch durch den Besuch eines Fahrsicherheitstrainings. Einerseits bewegen Sie sich so sicherer im Strassenverkehr und können das Fahrverhalten Ihres Wohnmotorwagens besser einschätzen. Andererseits sollten Sie sich der möglichen Nutzlast ihres Wagens bewusst sein, um eine Überladung und so negativen Einwirkungen auf dieses Fahrverhalten zu entgehen. Lassen Sie ihr Fahrzeug beispielsweise auf einem Werkhof wiegen.
  • Nehmen Sie sich Zeit für die richtige Beladungs- und Personensicherung und transportieren Sie Ihre Haustiere am besten gesichert in einem dafür vorgesehenen Käfig. Ungesicherte Gegenstände können sich bei einem Unfall zu gefährlichen Geschossen entwickeln. Verzichten Sie in einer gefährlichen Situation aber nicht aus Rücksicht auf die Ladung auf eine Vollbremsung. Machen Sie zudem bewusst und oft Pausen, um Stress, Müdigkeit und Ablenkung vorzubeugen.
  • Besonders wer mit älteren Fahrzeugen weite Strecken zurücklegt, sollte sich den gegenüber heutigen Verhältnissen tieferen Sicherheitsstandards bewusst sein und sein Fahrverhalten entsprechend anpassen. Überprüfen Sie ihren Oldtimer regelmässig auf seinen Zustand, um mögliche Schwachstellen wie beispielsweise Rost oder defekte Gurtsysteme frühzeitig zu erkennen.

Über die AXA

Rund zwei Millionen Kundinnen und Kunden in der Schweiz vertrauen auf die Expertise der AXA in der Personen-, Sach-, Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Lebensversicherung sowie in der Gesundheits- und beruflichen Vorsorge. Mit innovativen Produkten und Dienstleistungen rund um Mobilität, Gesundheit, Vorsorge und Unternehmertum sowie einfachen, digitalen Prozessen steht die AXA ihren Kundinnen und Kunden als Partnerin zur Seite und ermutigt sie mit ihrem Markenversprechen «Know You Can», auch in herausfordernden Situationen an sich selbst zu glauben. Dafür setzen sich rund 4500 Mitarbeitende sowie die 3000 Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb persönlich ein. Mit über 340 Geschäftsstellen verfügt die AXA über das schweizweit grösste Vertriebsnetz in der Versicherungsbranche. Die AXA Schweiz gehört zur AXA Gruppe und erzielte 2020 ein Geschäftsvolumen von CHF 5,7 Mia.

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