12.05.2025
Von den Personen in der Schweiz, die schon einen Cyberbetrug erlebt haben, hat nur ein Drittel das Delikt der Polizei gemeldet, das zeigt der erste AXA Cybersorgenmonitor. Auch von Cyberbelästigung war schon jede siebte erwachsene Person betroffen – Frauen und Männer gleichermassen. Und mehr als die Hälfte von ihnen spricht von einer emotional starken Belastung. Neben Cyberrisiken, die Einzelpersonen direkt betreffen, bereiten Herrn und Frau Schweizer auch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen sowie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung Sorgen.
Cyberdelikte nehmen gemäss polizeilicher Kriminalstatistik markant zu. Und sie rufen in der Schweizer Bevölkerung Sorgen hervor, wie der AXA Cybersorgenmonitor zeigt. Die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo erstmals durchgeführte Studie liefert ein umfassendes Bild davon, was die Bevölkerung im Umgang mit digitalen Medien beschäftigt. 78 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Cyberkriminalität unsere Gesellschaft vor erhebliche Herausforderungen stellt. Damit wird Cyberkriminalität von ebenso grossen Bevölkerungsteilen als Herausforderung gesehen wie Krankenkassenprämien oder Altersvorsorge. «Das Besondere daran ist, dass digitale Sicherheit über alle Parteigrenzen hinweg als Herausforderung angesehen wird. Die Sorge vor Cybergefahren verbindet die politischen Lager», ordnet Michael Hermann, Leiter von Sotomo, ein.
Besonders starkes Kopfzerbrechen bereiten der Bevölkerung Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen (47 %), Cyberbetrug (44 %) und die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Desinformation oder Fake-Profile (44 %). Weniger beschäftigt die Befragten hingegen die technologische Abhängigkeit von ausländischen Tech-Konzernen (17 %) oder die negativen Auswirkungen der Nutzung digitaler Geräte auf das Sozialleben (18 %) und auf die mentale Gesundheit (16 %). Frauen sorgen sich etwas häufiger um jene Cyberrisiken, die Einzelpersonen direkt betreffen, also Cyberbetrug und Cyberbelästigung; Männer sorgen sich etwas häufiger um Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen. Insgesamt werden die Herausforderungen für Unternehmen und für den Staat als besonders hoch eingeschätzt. Für Privatpersonen wird das Thema etwas weniger oft als problematisch eingestuft. Trotzdem sieht gut die Hälfte der Befragten Cyberdelikte als bedeutende Herausforderung für Individuen.
Das Online-Verhalten beeinflusst, wie stark man Cyberrisiken ausgesetzt ist – zum Beispiel erhöhen Massnahmen wie komplexe Passwörter die Sicherheit im Internet. «Bezeichnenderweise schätzen die Befragten ihr eigenes Verhalten im Netz mehrheitlich als angemessen ein, während sie umgekehrt dem Rest der Bevölkerung einen leichtsinnigen Umgang attestieren», so Michael Hermann. Mehr als zwei Drittel bewerten das Online-Verhalten der Bevölkerung als zu risikoreich (71 %). Hingegen empfindet über die Hälfte ihren eigenen Umgang als angebracht (55 %), wenn nicht sogar als (eher) zu vorsichtig (27 %). Doch viele fühlen sich, als würde das Smartphone Oberhand über das eigene Leben gewinnen. Knapp die Hälfte der Befragten (46 %) gibt an, sie würde gerne weniger Zeit an privaten digitalen Geräten verbringen. Insbesondere äussern viele jüngere Menschen (57 % der 18- bis 29-Jährigen) und Frauen (52 %) diesen Wunsch.
14 Prozent der erwachsenen Schweizer Bevölkerung geben an, schon selbst einmal Cyberbelästigungen wie beispielsweise Cybermobbing, Hassrede oder Cyberstalking erlebt zu haben – bei 8 Prozent passierte dies in den letzten fünf Jahren, bei 6 Prozent ist es schon länger her. Männer und Frauen sind gleichermassen betroffen. Und das Erlebte belastet sie: Mehr als die Hälfte (55 %) sagt, die Belästigung habe sie emotional stark oder eher stark belastet. Besonders hoch ist die emotionale Belastung unter weiblichen Opfern. Zwei Drittel der betroffenen Frauen berichtet von einer hohen oder eher hohen Belastung. «Frauen sind also nicht häufiger von Cyberbelästigung betroffen als Männer, doch sie werden häufiger auf eine Art belästigt, die sie emotional belastet», sagt Katrin Sprenger, Verantwortliche AXA Cyber-Präventionsservices.
Nur 23 Prozent der Opfer mit einer hohen emotionalen Belastung haben die Belästigung der Polizei gemeldet – beinahe ebenso viele haben nichts unternommen (21 %). Öfter wurde der Fall der verwendeten Plattform gemeldet (40 %) oder selbst versucht, die Täter zu konfrontieren (26 %). Die geringe Zahl an Anzeigen bei der Polizei deutet darauf hin, dass die tatsächlichen Fallzahlen von Cyberbelästigung weit über den offiziellen Deliktzahlen liegen. Am häufigsten erlebt die Schweizer Bevölkerung laut der Umfrage Cyberbelästigungen in Form von Cybermobbing (39 %).
Auch Cyberbetrug ist gemäss den Studienergebnissen verbreiteter als offizielle Zahlen zeigen: 15 Prozent der erwachsenen Personen in der Schweiz haben durch Cyberbetrug bereits Geld verlorenen – knapp 12 Prozent in den letzten fünf Jahren, knapp 4 Prozent davor. Ein Drittel von ihnen musste einen Verlust von über 1000 Franken hinnehmen. Am häufigsten geschahen die Delikte in Fake-Shops (38 %), am zweithäufigsten via Phishing (33 %), also betrügerischen E-Mails, SMS oder Anrufe, die dazu verleiten, sensible Informationen wie Passwörter oder Bankdaten auf gefälschten Webseiten preiszugeben.
Gemäss der polizeilichen Kriminalstatistik sind letztes Jahr über 59'000 digitale Straftaten registriert worden. Die effektive Anzahl dürfte aber einiges höher liegen. Denn laut dem AXA Cybersorgenmonitor haben nur 34 Prozent der Personen, die schon einen Cyberbetrug mit finanziellem Verlust erlebt haben, den Fall der Polizei gemeldet. Selbst unter jenen, die über tausend Franken verloren haben, wandte sich weniger als die Hälfte (46 %) an die Polizei. «Zu den Gründen für die Zurückhaltung dürften die geringe Wahrscheinlichkeit, dass Tatverdächtige identifiziert werden, sowie Schamgefühle, auf die Betrugsmasche hineingefallen zu sein, zählen», sagt Katrin Sprenger. Doch der AXA Cybersorgenmonitor zeigt: Es kann alle erwischen, einen eindeutigen Opfertypus gibt es nicht. Personen verschiedenen Alters und mit unterschiedlichem Bildungsniveau sind gleichermassen betroffen.
Sowohl im Fall eines Cyberbetrugs wie auch einer Cyberbelästigung gibt es verbreitete Unsicherheit darüber, wie zu reagieren ist. Nur knapp ein Fünftel fühlt sich diesbezüglich klar ausreichend informiert. Bei den Personen, die noch keinen Cyberbetrug erlebt haben, geben 68 Prozent an, genügend oder eher genügend informiert zu sein. Bei den Personen, die schon einen Cyberbetrug mit hohem finanziellem Schaden erlebt haben, sind es nur 46 Prozent. «Dies ist interessant, denn eigentlich müsste die zweite Gruppe besser informiert sein, da sie bereits Erfahrungen gemacht hat. Dies lässt darauf schliessen, dass den Betroffenen erst im Nachhinein bewusst wird, dass sie nicht wussten, wie im Schadenfall zu reagieren ist», so Katrin Sprenger.
In Anbetracht der grossen Herausforderungen und der Vielschichtigkeit des Themas stellt sich die Frage, wer den Schutz der Bevölkerung vor Cyberdelikten verbessern kann. Hier zeigt sich ein weitverbreitetes Vertrauen in den Bund und die zuständigen Bundesämter wie das Bundesamt für Cybersicherheit. Zwei Drittel trauen dem Bund zu, den Schutz der Bevölkerung vor Cyberdelikten zu verbessern. Hingegen trauen dies nur 20 Prozent den Internetkonzernen zu. «Dies ist insbesondere in Bezug auf die laufende Debatte betreffend strengere Regulierung von Plattformen interessant. Die Umfrageergebnisse geben Hinweise darauf, dass für viele Bürgerinnen und Bürger freiwillige Selbstregulierung durch die Plattformen nicht mehr ausreicht», so Michael Hermann.
Der AXA Cybersorgenmonitor entstand in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo. Die repräsentative Umfrage mit 1706 Teilnehmenden wurden zwischen dem 26. Februar und dem 10. März 2025 durchgeführt. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die sprachintegrierte Wohnbevölkerung aus der Deutschschweiz und der französischsprachigen Schweiz ab 18 Jahren.
Rund zwei Millionen Kundinnen und Kunden in der Schweiz vertrauen auf die Expertise der AXA in der Personen-, Sach-, Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Lebensversicherung sowie in der Gesundheits- und beruflichen Vorsorge. Mit innovativen Produkten und Dienstleistungen rund um Mobilität, Gesundheit, Vorsorge und Unternehmertum sowie einfachen, digitalen Prozessen steht die AXA ihren Kundinnen und Kunden als Partnerin zur Seite und ermutigt sie mit ihrem Markenversprechen «Know You Can», auch in herausfordernden Situationen an sich selbst zu glauben. Dafür setzen sich rund 4600 Mitarbeitende sowie die 3000 Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb persönlich ein. Mit über 340 Geschäftsstellen verfügt die AXA über das schweizweit grösste Vertriebsnetz in der Versicherungsbranche. Die AXA Schweiz gehört zur AXA Gruppe und erzielte 2024 ein Geschäftsvolumen von CHF 6,2 Mia.